Bleiernes Sterben

"Der Tod"   M.A.I.S. Bunker, Wedding, Germany 2001   Material: Text, Blei, Salz, Leuchtkasten mit Foto Spuren im Schnee, 2,80m x 3,30m x 0,25m

Der Tod ist ein ganz leichter Übergang, der aber eigene Anstrengung erfordert. Das Atmen steigt in die Kehle und wird zunehmend leiser. Der Tod entspannt den Körper ganz.
Der eigentliche Übertritt ist beinahe unbemerkt. Der Tod ist unsere sicherste Instanz. Todsicher. Der Tod löst alle Probleme auf einfache und schnelle Art, aber nur für den Sterbenden.
Der Tod ist ein so tiefer Übergang, daß niemand
zurückkehren kann.

Wir wissen gar nichts, nur über den Sterbevorgang, wenn der Körper von den Füßen her langsam erkaltet, obwohl der Atem noch geht und das Herz noch schlägt.
Wir wissen gar nichts. Wenn wir Glück haben, tut es nicht weh, wenn wir Glück haben, können wir uns noch verabschieden. Wenn wir Glück haben, sterben wir friedlich und still, vielleicht schlafend oder unverhofft, während der Arbeit.
Rainer Maria Rilke umschreibt es so:

„Schluß - Strich

Der Tod ist groß
Wir sind die seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.“


Er wagt täglich in uns zu weinen, meistens wollen wir nicht hinhören und manchmal ist es auch gut so. Der Tod erst macht das Leben lebenswert. Der Tod erst macht das Leben fröhlich. Der Tod ist unsere absolute Ruhephase. Der Tod erst macht unser Leben fröhlich.
Fröhliches Sterben.
Bleiernes Sterben.

© Carlotta Brunetti 2001